Seit Jahrzehnten hält IT immer stärker Einzug in alle Lebensbereiche, ob bewusst oder unbewusst. Ausgefeilte Algorithmen und mehrere Mikrofone sorgen dafür, dass selbst günstige Soundsysteme in fast jedem Raum gut klingen, der Verkehrsassistent im Auto erkennt Gefahrensituation schneller als wir blinzeln können, intelligente Hausautomatisierung und Sprachsteuerung verbreiten sich. In 2017 rüsteten die Stadtwerke Ludwigsburg auf eine smarte LED-Straßenbeleuchtung um: Die Straßenlampen leuchten selektiv heller, wenn sich Passanten in der Nähe befinden. Hightech für alle Musikbegeisterten: Mit dem Kemper Profiling Amp werden ehemals sündhaft teure Röhrenverstärker nahezu exakt digital kopiert – quasi ein Kopierer für den perfekten Gitarrensound. Smartwatches messen den Sauerstoffgehalt im Blut, mit virtual und augmented Reality-Brillen eröffnen sich sprichwörtlich ganz neue Welten.
Der Bedarf an IT-Experten ist entsprechend ununterbrochen hoch, noch dazu werden die zu lösenden Probleme immer vielfältiger, fachbezogener und mit der Zeit technologisch immer anspruchsvoller. Der klischeehafte Computernerd aus den 80ern, der in seiner dunklen Kammer hockt und grüne Pixel über die Bildfläche schiebt, ist längst Stilikone, der Arcadeautomat in der hippen Webagentur so etwas wie das Hirschgeweih in der Kneipe. Bei einem Bier denkt man dann an die guten alten Zeiten, als IT noch einen ganz eigenen Charme besaß: Klobig, massiv und grau. Daneben standen dann die IT-Experten der ersten Stunde wie Reisende aus einer anderen Welt. Und obwohl heutzutage jedes Billigsmartphone mehr Rechenleistung besitzt als damalige Großrechner, schien sich der Aufwand zu lohnen.
Handfestes IT-Wissen ist natürlich nach wie vor gefragt. Wer glaubt, dass es heutzutage kaum mehr als eine Maus und jemanden, der sie bedienen kann, braucht, um Probleme zu lösen, der irrt gewaltig. IT ist nach wie vor ein Handwerk, für das es ein solides Grundlagenwissen benötigt. Allerdings hat sich der Fokus verlagert. Denn technisch gibt es heute kaum noch Probleme, die sich nicht einfach, anstatt Optimierung der Algorithmen durch leistungsstärkere Hardware, lösen lassen. Stattdessen stellt sich eher die Frage, wie man die ganze Masse an schier endlos verfügbarer Rechenkraft so einsetzen kann, dass sie einem auch wirklich nützt. IT soll sich so integrieren, dass sie sich möglichst nahtlos in Unternehmensprozesse einfügt. Sie soll über aussagekräftige Zahlen Einblicke liefern, unnötige Arbeit vermeiden und das Notwendige beschleunigen.
Dazu ist es erforderlich sich immer wieder in die vielfältigsten Unternehmensprozesse eindenken und nachvollziehen zu können, wie genau Gewinne erwirtschaftet werden, um passende Lösungen anzubieten. Dabei ist eben der Spielraum für potentielle technische Lösungen so stark angewachsen, dass eine erfolgreiche Umsetzung nur unter möglichst großem Einbezug von Experten zu bewerkstelligen ist. Natürlich gehört es dann auch dazu, dass sich IT Experten nicht mehr nur auf ihr Kerngebiet verlassen können und man mit modernen kommunikativen Werkzeugen die fachliche und technische Ebene zusammenbringen muss. Die Erfahrung in der Arbeit mit agilen Frameworks wie SCRUM sollte mittlerweile genauso zum Repertoire eines Softwareentwicklers gehören wie die Bedienung von Entwicklertools. Statt passiv Anforderungen abzuarbeiten, ist aktive Mitarbeit gefragt, also Mitarbeit auf Augenhöhe, sozusagen weg vom Experten und hin zum Partner.
Gerade das macht die Berufe in der IT ungleich spannend und abwechslungsreich. Wer sich heute für den Beruf des Softwareentwicklers oder Systemadministrators entscheidet, der hat in der Regel noch jede Menge Arbeit vor sich. Ganz gleich, wie stark sich das Berufsbild noch ändern wird.