Fast drei Monate hat es gedauert, doch nun ist die Auktion um 5G-Frequenzen vorbei. Doch auch nach dem Ende wird weiter diskutiert.
Die am 19. März begonnene Auktion der ersten Frequenzen für die nächste Mobilfunkgeneration 5G ist nun mit einem Ergebnis von 6,55 Milliarden Euro endlich vorbei. Bei Runde 497 und einem Stand von 6.549.651.000 Euro geht damit eine der längsten und teuersten deutschen Frequenzauktionen zu Ende.
Alle der vier Wettbewerber haben Spektrum ersteigert. Im umkämpften, für die nächste Mobilfunkgeneration 5G vorgesehenen 3,6-GHz-Band konnten die Telekom und Vodafone je 90 MHz ersteigern, Telefónica Deutschland bekommt 70 MHz und Newcomer 1&1 Drillisch 50 MHz. In diesem Band hatten alle Beteiligten über Wochen um einen 10-MHz-Block gerungen. Schlussendlich hat 1&1 dann nicht mehr weiter versucht, ebenfalls sechs Blöcke zu erhalten.
Von den zwölf Blöcken im 2-GHz-Band haben sich Telekom und Vodafone je vier Blöcke sichern können, Telefónica und 1&1 je zwei. Diese Frequenzen sind bereits für 4G im Einsatz. Die zur Auktion stehenden Nutzungsrechte gelten ab 2021 bzw. 2026.
„Das Ende der Auktion ist zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland“, so Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann. „Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten.“ Nun liege es in der Hand der Unternehmen, „die Frequenzen zügig zu nutzen und die damit verknüpften Versorgungsauflagen zu erfüllen.“
Nun tritt mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiterer Netzbetreiber in den Markt. „1&1 Drillisch beabsichtigt, ein leistungsfähiges Mobilfunknetz aufzubauen“, so die United-Internet-Tochter nach der Auktion. „Mit dem Frequenzerwerb legt die 1&1 Drillisch den Grundstein für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland.“
Bezüglich der Bedingungen des Eintritts in den Markt von United Internet wird vermutlich weiter diskutiert. Es laufen noch Klagen der drei bisherigen Netzbetreiber gegen die Vergabebedingungen, die einem eventuellen Newcomer leichtere Ausbauauflagen gewähren und die großen Anbieter zu Verhandlungen über nationales Roaming zwingen. Auch wenn die Netzbetreiber vor Gericht scheitern sollten, bleibt es diesbezüglich spannend.
Die Euphorie der drei etablierten Netzbetreiber hält sich daher auch in Grenzen: Die Auktion hinterlasse einen „bitteren Nachgeschmack“, sagte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. Telefónica freut sich zwar über ein „werthaltiges Frequenzpaket“, aber CEO Markus Haas monierte: „Das Geld für die Auktion fehlt den Netzbetreibern in Deutschland.“ Auch Vodafone kritisiert das Vergabeverfahren. „Leider war der Preis dafür hoch“, so Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. Die hohen Kosten seien ein „Desaster für Deutschland“, weil die Mittel nun für Investitionen in das Netz fehlten.
Der Erlös von rund 6,6 Milliarden Euro wird den weiteren Netzausbau entscheidend voranbringen“, sagte Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur. Jetzt müssten die Netze auch in ländlichen Regionen ausgebaut werden. Nur mit flächendeckender Mobilfunkabdeckung entstehe die notwendige Grundlage für eine konsequente Aufrüstung der Netze auf 5G.
Doch hinsichtlich der Verwendung der sechseinhalb Milliarden melden die Netzbetreiber noch Redebedarf an. Zwar sollen die Mittel laut Scheuer „zu 100 Prozent in das Sondervermögen Digitale Infrastruktur“ fließen. Damit soll dann der Netzausbau und der Digitalpakt Schule gefördert werden. Doch von den Netzbetreibern kommt bereits die Forderung, die gesamten Frequenzerlöse direkt wieder in die Mobilfunkinfrastruktur zu stecken.
Ametsreiter schlägt ein „Reinvestitionsprogramm“ vor, in dem die Lizenz-Erlöse direkt in den Mobilfunk-Ausbau zurückfließen und nicht ins Festnetz. Das wiederum dürfte den Festnetzbetreibern nicht passen, denn auch bei der Glasfaser hat Deutschland Nachholbedarf. Und 5G wird ohne Glasfaser nicht zu machen sein, mahnt der Netzbetreiberverband Breko. „Wir brauchen eine Gesamtstrategie für den Glasfaserausbau, um größtmögliche Synergien zwischen Festnetz- und Mobilfunkausbau zu ermöglichen“, sagt Breko-Chef Stephan Albers. „Nicht zielführend wäre dagegen eine reine Mobilfunkstrategie.“
Quelle: www.heise.de